Der Traum des Daniel Knappe
Der Maler Hans Hesse hat um 1515 die Sage als Bild im Mittelteil des Annaberger Bergaltars festgehalten.
Knappe wird hier von Daniel geführt, den in der Bibel genannten Traumdeuter.
Wie die Bergleute nach Sachsen kamen
Der Bergbau im Erzgebirge begann im 12. Jahrhundert als man bei Freiberg reiche Silbererze fand.
Dem ersten großen "Bergkgeschrey" folgten viele Bergleute aus dem Harz,
da dort viele Gruben infolge der Kriegszüge Heinrichs des Löwen stillgelegt worden waren.
Wie die Stadt Schneeberg entstand
Die Sage ist die bekannteste aus der Fülle der Schneeberger Silberfundsagen.
Das Motiv, in Stein gehauen, hat man in der Kartusche über dem Schneeberger
Rathausportal angebracht. Das genannte Geschlecht der Römer hatte in Schneeberg mächtigen Einfluß.
Über die Entstehung von Schneeberg gibt es auch noch weitere Versionen.
Ein Bergmann baut die Tellerhäuser
Die Sage wird von verschiedenen Autoren erzählt. In einer poetisch gestalteten Variante von
Ziehnert (Sachsens Volkssagen, Balladen, Romanzen und Legenden von 1838) heißt es:
"Die Tellerhäuser sind drei kleine Güter zwischen Wiesenthal und Rittersgrün
in einer wilden Gegend, von ungeheuren Wäldern und Bergen umgeben und gehört zu keiner Commur..."
Die lange Schicht von Ehrenfriedersdorf
Es ist anzunehmen, daß für den Stoff Ratsunterlagen verwendet wurden.
Der älteste Bericht kennt die Braut des Bergmanns nicht.
Im Buch "Sachsens Volkssagen, Balladen, Romanzen und Legenden" (1838) erzählt Ziehnert
die Sage poetisch:
"Noch heute heißt die Hauptzusammenkunft der Bergknappschaft in Ehrenfriedersdorf,
am Montag nach Ostern, die lange Schicht, zum Andenken an die merkwürdige Begebenheit,
die nach Angabe der Chronik sich vollkommen geschichtlicher Glaubwürdigkeit erfreut,
und in die Jahre 1507 und 1568 fällt."
Christoph Schürer findet die blaue Farbe
Schürer scheint tatsächlich die Farbgewinnung verbessert zu haben.
Die entdeckte Farbe kam bald nach Nürnberg und in die Hände der kapitalstarken Holländer.
Schürer produzierte in Magdeburg für die Holländer, bis ihnen das Verfahren bekannt war
und sie mit der Eigenproduktion begannen.
Der Traum des Daniel Knappe Annaberg-Buchholz, Erzgebirge
Das muß eine wilde Zeit gewesen sein, denn dicke Waldungen bedeckten noch
den Pöhlberg und die anderen Berge, und die Bären und Wölfe
kamen bis vor der Menschen Häuser. Im Dorfe Frohnau lebte damals ein Bergmann
mit seiner kranken Frau und sieben Kindern. Er war ein fleißiger und rechtschaffender
Mann und hieß Daniel Knappe. Unverschuldet war er in große Not geraten und
wußte keinen Außweg.
Da schien ihm eines Tages im Traume ein Engel. Er sprach zu ihm:
"Geh morgen hinaus in den Wald droben am Fuße des Schreckenberges.
Dort wirst du eine Tanne finden, die alle anderen Bäume an Höhe überragt.
Sie hat in den Zweigen ein Nest mit goldenen Eiern.
Suche den Baum, denn die Eier sind dein! Doch wisse sie auch wohl zu gebrauchen!"
Am nächsten Morgen brach der Bergmann auf, um draußen im Walde
jenen wundersamen Baum zu suchen.
Und bald hatte er nahe der Wolfshöhle die Tanne entdeckt,
von der er sich die goldenen Eier versprach. Das machte ihn fröhlich.
Bis in des Wipfels höchste Zweige war er gestiegen, doch fand er weder Nest
noch die goldenen Eier. Da kehrte seine alte Traurigkeit zurück.
Und weil ihm der Baum genarrt hatte, stieg er unmutig herab, um sich am Fuße
des Baumes eine kleine Ruhe zu gönnen.
Er dachte über sein Schicksal nach und auch darüber,
ob er den Traum nicht falsch gedeutet haben könne.
Dabei fiel ihm ein, daß unter den Zweigen wohl auch die Wurzeln des Baumes
vestanden sein könnten.
So eilte er heim hohlte Gezäh und begann, nahe des Baumes die Dammerde zu durchbrechen,
um einzuschlagen. Er glaubte, den Augen nicht trauen zu dürfen, denn gar nicht weit
von der Oberfläche blinkten ihm mächtige Silbergänge entgegen,
die nach allen Seiten strichen.
Ein solcher Anbruch konnte nicht verborgen bleiben. Alsbald war die Kunde über alle Lande verbreitet.
Das machte Mut zum Bergbau. Und so zogen viele herzu, um sich in der wilden Gegend
niederzulassen und zu schürfen. Herzog Georg den Bärtigen veranlaßte das,
eine neue bergstadt zu gründen. Am 21. September 1496 wurde der Grundstein zum
ersten Haus dieser neuen Stadt am Schreckenberg gelegt, die später Sankt Anna
zu Ehren Annaberg geheißen wurde.
Zum Andenken an Daniel Knappe heißen noch heute die bergleute im allgemeinen
die Knappen und der Fundort nach Knappes Weib Katharina Kathelstein.
(Quelle: Die Silberne Rose - Europäische Bergmannssagen
von Blechschmidt, Leipzig 1984, Sagenbuch des Königreiches Sachsen von Meiche, Leipzig 1903)
Wie die Bergleute nach Sachsen kamen Freiberg, Erzgebirge
In Harzburg lebte zur Zeit Kaiser Heinrichs ein Berghauptmann. Dieser hatte eine
wunderschöne Frau, die der Kaiser zu seinem Willen zwang, als ihr Mann einmal abwesend war.
Als nun der Berghauptmann wieder nach Hause kam und seine Frau ihm ihr bitteres Leid klagte,
ging er in seinem Zorn nach Goslar, wo der Kaiser residierte, und forderte ihn zum Zweikampf heraus.
Der Kaiser aber jagte ihn schimpflich fort.
Da kehrte der doppelt beleidigte nach Hause zurück, forderte die ihm untergebenen Bergleute auf,
mit ihm diese Gegend zu verlassen, und zog mit ihnen nach Sachsen, wo sie in Freiberg die ersten Bergwerke gründeten.
(Quelle: Die Silberne Rose - Europäische Bergmannssagen
von Blechschmidt, Leipzig 1984, Sammlung bergmännischer Sagen von Wrubel, Freiberg 1882)
Wie die Stadt Schneeberg entstand Schneeberg, Erzgebirge
Es kam ein Mann, Sebastian Romner geheißen, aus Jirkóv in Böhmen über
das Gebirge, um nach seiner Heimat Zwickau zu gelangen. Doch im dichten
Gewirr des Waldes verfehlte er den Weg. So irrte er richtungslos umher und
wäre schie verzweifelt, hätte ihn nicht ein Fußsteig, schmal wie ein Handtuch,
doch hartgetreten, zu einem Zechenhaus geführt, das einsam inmitten des Waldes lag.
Da sich der Mann keinen anderen Rat wußte und in der Grube die Bergleute
arbeiten hörte, pochte er gegen die Fahrten, daß es nur so hallte.
Sogleich fuhr der Steiger aus, vermutend, einer der Gewerke habe ihn hochgerufen.
Als er sich aber genarrt sah, wurde er böse und barschte den Fremden an, was er wolle.
Da bekannte ihm der Mann seine Not und bat um einen Trunk Wasser.
Danach langte er Speise aus einem Karniersack und lud den Steiger ein, mit zuzulangen.
Während sie aßen, gab eine Rede die andere. Der Wandersmann fragte auch nach
dem Bergwerk und wie es gehe. Da antwortete der Steiger, es sei zum Erbarmen, denn kein
Gewerke wolle mehr verlegen, weil man aus dem Eisenstein nichts machen könne.
Es sei ein Gang hinzugekommen, der mache das Eisen so flüssig, daß sich kein
Stab, auch nicht einer, daraus schmieden lasse.
Eine Stunde darauf zog der Fremde weiter, und der Steiger gab ihm das Geleit bis zum
Eisenhammer in Schlema. Hier hörte er die gleichen Klagen aus dem Munde der
Hammerleute. Sie wüßten nicht, so sagten sie, was sie getan hätten,
daß eine solche Strafe über sie ergehen.
Bevor Romner schied, bat er um einige Stücke dieses Eisensteines.
Sobald er nach Steyer komme, wo er gute Handelsfreunde wüßte,
wolle er sich mit Sachverständigen beraten
und dem Steiger dann Bescheid zukommen lassen.
Als er nun das Erz in Nürnberg und danach in Steyer prüfen ließ,
erfuhr er beide Male, daß es reichlich Silber enthielt. In Steyer setzte man ihn kurzerhand fest
und wollte ihn solange behalten, bis er den Ort verraten habe, wo sich dieses kostbare
Eisen finden ließe.
Romner behauptete, die Stücke von seinem Gesellen erhalten zu haben, und sobald er ihn treffe,
wollte er ihn zur Stelle bringen. Da gab man ihm die Freiheit.
Bald darauf geriet Sebastian Romner in seiner Heimatstadt Zwickau in einen Streit.
Etwas berauscht wurde er vor den Hauptmann Martin Römer gebracht.
Der nahm ihn ins Verhör. Dabei entschlüpfte Romner, er wüßte nicht weit von
Zwickau einen Schatz, so gewaltig, daß er eine ganze Stadt reich machen könne.
Das war Futter für den Hauptmann! Der drang nun so sehr auf Romner ein,
bis er wußte wo das kostbare Erz brach.
Die Zeche war indessen auflässig, und in dem Hause hockten die Eulen.
Römer aber, nachdem er von der Wahrheit der Sache überzeugt war und auch
die Unbescholtenheit des Mannes erkannt hatte, nahm ihn mit sich auf sein Gut Neumark.
Dort ließ er ihn seinen Namen annehmen und gab ihm eine Jungfrau aus seinem
adligen Geschlechte zur Frau. Sie war sehr schön, hieß Anna und war die
Tochter des Günther von Bünau.
Sowie nun der Reichtum an Silber auf dem Schneeberg bekannt wurde, verbanden sich viele,
vor allem Zwickauer Bürger, zu Gewerkschaften und erschroteten am Dorothea 1471
die reichen Erzmittel, die den nachhaltigen großen Bergbau begründeten.
Wurden anfänglich die Erze auf dem Anger vor den Toren Zwickaus verschmolzen,
so gründete man bald auf dem Schneeberg Schmelzhütten, Wäschen, Kohlenhäuser
und Berghütten und 1479 dann endlich auch die Stadt, die gleich dem Berge Schneeberg
geheißen wurde.
(Quelle: Die Silberne Rose - Europäische Bergmannssagen
von Blechschmidt, Leipzig 1984, Zur Geschichte des Bergbaus in Deutschland von Mosch, Liegnitz 1829)
Ein Bergmann baut die Tellerhäuser Rittersgrün OT Tellerhäuser, Erzgebirge
In Wiesenthal, nahe dem Fichtelberg, lebte um 1570 ein geachteter Bergmann, der hieß Teller.
Er war ein rechtschaffender Mann. Weil aber die Grube, auf der er anfuhr, keine Ausbeute
mehr brachte, lehnte es der Bergherr ab, den rückständigen Lohn zu zahlen.
Dabei hatte der Bergmann ein krankes Weib und Kinder daheim. So geriet er über Nacht und ohne Schuld in große Not.
Eines Sonntags in der Kirche erschrak er sehr, denn unter der Kanzel stand ein Berggeselle,
der ihm aufs Haar glich. Und dieser trug eine blinkende Silberstufe auf der Schulter.
Als der Bergmann Teller heimwärts ging, sprach ihn ein stockfremder Man an.
Im Weiterlaufen gab ein Wort das andere, und so sprachen sie auch über das
Bergwerk und Tellers Not. Mitleidig schenkte ihm der Fremde ein Geldstück.
Der Doppelgänger ließ sich fortan öfter sehen. Teller deutete das als
ein gutes Zeichen, faßte neuen Mut und kaufte von dem Gelde des Fremden beim
Bergmeister die Erlaubnis, die auflassige Grube neu zu bebauen.
Gleich darauf machte er sich an die Arbeit. Ein Tag verging und fast auch der andere,
sein Mut sank immer mehr, denn seine große Hoffnung wollte sich nicht erfüllen.
Am Ende des zweiten Tages langen Tages hatte er sich eben mißmutig niedergesetzt,
um sein letztes Stück Brot zu verzehren, als aus einem Loch des Gesteins ein
Mäuslein hervorkroch. Es schnüffelte hin und her und las die Brotkrumen auf.
Und da es nicht sehr viele waren, knapperte es am Grubenlicht herum.
Das ärgerte den Bergmann, und er warf im Zorne seinen Schlägel nach dem Tier.
Er traf es aber nicht. Das Werkzeug sauste gegen die Wand und sprechgte ein starkes Stück Gestein los.
Teller glaubte zu träumen: Dahinter stand ein gediegenes Silber an, und das so prächtig,
daß ihm schwindelte. Er griff zu seinem Habit und eilte heim, die frohe Kunde dem Weib
und den Kindern zu bringen.
Bald war aus dem armen Häuer ein reicher Bergherr geworden. Er blieb aber das,
was er war: bescheiden, ehrsam und rechtschaffen. Und da er drei Söhne hatte,
erbaute er jedem ein kleines Haus, zwischen Wiesenthal und Rittersgrün,
mitten im Wald. Kommt man in diese Gegend, wird man sie finden,
denn die Häuser werden noch heute Tellerhäuser genannt.
(Quelle: Die Silberne Rose - Europäische Bergmannssagen
von Blechschmidt, Leipzig 1984, Wunder- und Schatzsagen aus dem Westerzgebirge, Schwarzenberg 1933)
Der Berggeist am Donat zu Freiberg Freiberg, Erzgebirge
Auf dem Donat Spath im Bereich der Elisabethen Fundgrube zu Freiberg sieht man in
der Nähe eines alten Schachtes den Namen Hans in Stein gehauen und deutet ihn
als Erinnerungszeichen an einen hier verunglückten Bergmann diese Namens.
Die Sage erzählt hierfür folgendes:
Es hat einmal am Donat ein armer Bergmann namens Hans gearbeitet, der so in Dürftigkeit schmachtete,
daß er oft in der Grube mit Tränen laut über seine Not jammerte.
Und wie er einmal so recht verzweifelt war, teilte sich plötzlich der Felsen
auseinander und aus dem steinernen Tor trat ein kleines Männchen hervor.
Das war der Berggeist. Dieser sprach zu ihm: "Hans, ich will die helfen,
aber du mußt mir jede Schicht dafür ein Pfennigbrot und ein Pfenniglicht geben
und keinem Menschen etwas davon sagen." Hans erschrak zwar, doch er sah,
daß der Geist guter Laune war, so versprach er alles.
Der Berggeist verschwand und ließ ihm viel Silber zurück.
Hans aber hatte nun immer Überfluß an Geld, ließ tüchtig aufgehen,
hütete sich aber wohl, irgend jemanden etwas von seiner Geldquelle zu sagen.
Da kam das Stollenbier, an welchem die Bergleute gewöhlich etwas über die
Schnur zu hauen pflegten. Dies tat leider auch Hans. Und nicht lange dauerte es,
so war er schwarz, vergaß sein dem Berggeist gegebenes Versprechen und
erzählte seinen Genossen, was ihm begenet war.
Am nächsten Tag als er nüchtern wurde, erinnerte er sich freilich an sein Geschwätz.
Doch er konnte das Gesagte nicht wieder zurücknehmen.
Mit Zittern und Zagen fuhr er an. Sein Geschäft war, den Knechten,
die am haspel standen, das zeichen zu geben. An diesem Tag ließ es lange auf sich warten.
Man rief ihn zwar, doch erfolgte keine Antwort.
Plötzlich zuckte das Seil. Ein helles Licht erglänzte in der Teufe,
und die Haspelknechte, die freilich nicht wußten, was das bedeuten könnte,
drehten gleichwohl geschwind den Rundbaum und bald war der Kübel zu Tage gefördert.
Statt des Erzes lag in ihm der Bergmann Hans tot, mit blauem Gesicht wie ein Erwürgter,
auf ihm das letzte Pfennigbrot und rings um den Kübel brannten Pfenniglichter,
die er dem Berggeist geopfert hatte und die dieser jetzt samt dem toten Spender zurücksandte.
(Quelle: Die Silberne Rose - Europäische Bergmannssagen
von Blechschmidt, Leipzig 1984, Sagenbuch des Königreiches Sachsen von Meiche, Leipzig 1903)
Die lange Schicht von Ehrenfriedersdorf Ehrenfriedersdorf, Erzgebirge
Einst lebte in der Bergstadt Ehrenfriedersdorf ein junger Bergmann namens Oswald Barthel,
des alten Bergmanns Michael Barthel Sohn, der von seinem Vorgesetzten sehr geschätzt war,
daß ihm der reiche Obersteiger Baumwald seine einzige Tochter Anna verlobte.
Nun sollte er im tiefen Stollen Gutes Glück im Sauberge anfahren, um einen Durchschlag
zu machen, welches wegen des entgegenstehenden Wassers unter die gefährlichsten
Arbeiten des Bergbaues gehört. Er, und diejenigen seiner Kameraden, welche die
Reihe hierzu traf, traten nun, nachdem sie zuvor mit ihrem Steiger gebeichtet und das
heilige Abendmahl genommen hatten, am Tage Sankt Katharinä im Jahre 1508 die Fahrt
mit einem herzlichen "Glück auf!" an.
Als sie an dem gefährlichen Punkte angekommen waren, ward die Arbeit sofort in
rolliger, sehr gebrechlicher Bergart betrieben und das Einstürzen des Firstes
durch Zimmerung verhütet. Die Last war groß, die auf ihr ruhte.
Und als der Steiger, etwas zurückstehend, eben eine Anordnung treffen wollte,
hörte er ein heftiges Krachen in der Firsten-Zimmerung und im nächsten Augenblick
ein gleiches.
"Brüder, rettet Euch!" rief er schnell, "es macht einen Bruch!"
Diesen Ruf folgten alle in großer Eile. Nur Oswald, der jüngste und
rascheste von ihnen verharrte auf eine bis jetzt unbegreiflich gebliebene Weise an der
Wand und wurde verschüttet. Zwar gab man sich die unsäglichste Mühe,
den armen Oswald zu retten, und immer neue Arbeiter lösten die bereits ermatteten ab,
aber vergebens. Es brach immer mehr vom Berge nach und der Unglückliche ward
nicht wieder gefunden.
Als nun die Braut des armen Bergmanns die Kunde vernahm, sank sie zuerst in eine Tiefe Ohnmacht,
aus der sie nur wieder erwachte, um in eine tödliche Krankheit zu verfallen.
Zwar besigte ihre Jugendkraft dieselbe, und sie ward dem Leben erhalte, allein,
als sie nach ihrer Genesung zum ersten Male wieder die Kirche betrat, brachte sie am Altar
der hochheiligen Mutter des Herrn das gelübte, ihrem Oswald treu zu bleiben und
ihr Leben lang nicht zu heiraten. Dann hing sie ihren Brautkranz mit eigener Hand unter
den Totenkränzen in der Kirche auf und lebte in tiefster Stille, den Segen der Armen
durch barmherzige Taten verdienend.
So gingen denn seit jenem Unglückstage viele Jahre dahin und zuletzt waren nur noch
die jungfräuliche Braut, sowie ein Bergmann, Balthasar Thomas Kendler, in
Ehrenfriedersdorf wohnhaft, von allen denen übrig, die damals das unglückliche
Ereignis mit ansehen hatten.
Da fügte es sich, daß in Brünlers Fundgrube am Sauberge ein Stollen
bewältigt wurde. Und als man in die siebente Lachter im rolligen Gebiirge vorgerückt war,
stieß man auf einen in der Erde eingeschlossenen menschlichen Körper, der,
noch von der Verwesung unversehrt, in seinem Grubenkittel, in der ledernen Bergkappe,
desgleichen mit seinem Gezäh, seiner Unschlitt-Tasche und den Zscherper aufgefunden ward.
Mit viel Mühe machte man ihn von seiner drängenden Umgebung frei und schaffte ihn
nach dem Tagesschachte.
Diese Begebenheit wurde sogleich dem damaligen Bergmeister Valentin Feige gemeldet,
welcher den Geschworenen Thomas Langer rufen und den oben genannten Greis an
Bergamtsstelle bescheiden ließ. Der mann sagte nun aus, daß er sich wohl erinnere,
wie einst, vor nunmehr sechzig Jahren, ein junger Bergmann namens Oswald Barthel,
in der Gegend, wo der Leichnahm jetzt gefunden worden, so verfallen sei, daß ihn
niemand habe retten können.
Un als man den Leichnahm brachte, erkannte er ihn als den Verschütteten.
Diese Wiederfinden geschah am 20. September 1568, so daß der Verschüttete
60 Jahre, 9 Wochen und 3 tage in der Erde gelegen hatte, als man ihn ausgrub,
worauf er am 26. desselbigen Monats mit einem feierlichem Leichenbegräbnis
wieder zur Erde bestattet wurde, welche ihn schon lange verborgen hatte.
Es war ein Begräbnis, wie Ehrenfriedersdorf noch keines gesehen hatte.
Der leichenzug bestand aus Tausenden, die herbeigekommen waren, um dem so wunderbar
wiedergefundenen Bergmann das letzte Geleit zu geben.
In der Gedächtnispredigt, welche der damalige Ortspfarrer M. Georg Raute hielt,
sagte derselbe am Eingange, es sei eine wundersame Mär, daß er, der Pfarrer,
der im einunddreißigsten Jahre stehe, heute einer Leiche die Gedächtnispredigt halte,
die schon dreißig Jahre vor seiner Geburt gestorben sei.
Als das Leichenbegräbnis beendet war, wankte Oswalds Braut Anna, geleite von dem
Bergmeister und dem Pfarrer in ihre Wohnung zurück. Hier bat sie,
daß man ihr den Brautkranz aus der Kirche wiedergeben. Und der Bitte ward ihr gewährt.
Am nächsten Sonntagsmorgen genoß sie in der Kirche das Abendmahl, die längste
vertrocknete Myrtenkrone im Silberhaar. Dem alten Balthasar aber mußte man die heilige
Spende ans Krankenlager bringen, denn ein Schlagfluß hatte ihn darniedergeworfen
und seine Auflösung war nahe.
An diesem Sonntage noch ging mit der Himmelssonne auch der treuen Anna Lebenssonne unter.
Und um Mitternacht folgte auch Balthasar nach. Es wurden diese beiden an einem Tage begraben.
Oswald und Anna ruhen in einem Grabe. Des treuen Freundes Balthasar Grab aber war nahe an Oswalds Seite,
und Tausende von Tränen weihten ihre stille Ruhestätte.
Noch heute heißt aber die Hauptzusammenkunft der Bergknappschaft zu Ehrenfriedersdorf,
die zugleich die Begräbnis-Brüderschaft ist, und welche am Montag nach Ostern abgehalten wird,
zum Andenken an obige Begebenheit, die lange Schicht.
(Quelle: Die Silberne Rose - Europäische Bergmannssagen
von Blechschmidt, Leipzig 1984, Sagenbuch des Erzgebirges von Köhler, Schwarzenberg 1886)
Christoph Schürer findet die blaue Farbe Schneeberg, Erzgebirge
Als im 16. Jahrhundert der Bergsegen des Obererzgebirges sich jährlich verminderte
und überall ein Wehgeschrei über den Silberräuber, wie man den Kobalt nannte,
sich erhob, kam Christoph Schürer, eines Apothekers Sohn aus Westfalen,
landesflüchtig nach Schneeberg, wo er bald eine Anstellung bei den Hütten fand,
da er ein in der Chemie wohlerfahrener junger Mann war.
Schon wenige Tage nach seiner Ankunft gewann er die Liebe Annas, der Tochter des Hüttenmeisters
Rau, und er erhielt auch durch sein ansprechendes Betragen bald das Jawort ihres Vaters,
so daß die Hochzeit auf das nächste Bergfest bestimmt wurde.
Ehe aber das Bergfest kam, wären die Hoffnungen Schürers beinahme vernichtet worden.
Bei seinen chemischen Forschungen war er nämlich auf den Gedanken gekommen, das
vielverrufene Kobalt zu etwas Nützlichem umzugestalten. Er stellte deshalb im
geheimen in einer Schmelzhütte in Oberschlema vielfache Versuche an und trieb es
damit oft die ganze Nacht hindurch so eifrig, daß er bald in den Verdacht der
Alchimisterei und Schwarzkünstlerei geriet. Als daher aus Böhmen, wo er sich
bei seinem früheren Aufenthalt durch seine Kenntnisse Neider gemacht hatte,
mehrfache Klagen einliefen, daß er ein Zauberer, Dieb und Glaspartierer
gewesen sei, und als man seine Auslieferung forderte, gebot der Bergmeister,
ihn zu verhaften.
Eben war Schürer in der Schmelzhütte mit seinen Versuchen beschäftigt,
da kam der Fron, um ihn festzunehmen. Er fand aber die äußere Tür verschlossen
und meldete dies dem Bergmeister. Diesen sowie den Hüttenmeister Rauh und einige Geschworene
trieb jetzt die Neugier, mitzugehen.
Die Tür wurde aufgesprengt, und mit freudefunkelnden Augen trat der Gesuchte den
Eintretenden entgegen. Aber wie staunte er, als der Fron ihn griff und ihm die
Handschellen anzwang! Wie erschrak er, als ihn die Bergherren mit Vorwürfen
überhäuften und ihn einen Zauberer, Dieb und Partierer schalten!
Da rief Christoph Schürer, schnell sich fassend, mit fester Stimme:
"Männer prüfen, ehe sie entscheiden! Meint ihr, ich treibe bösen
Unfug hier mit Schwarzer Kunst, so tretet her" Seht, dies wollte ich gewinnen,
und glücklicherweise ist es endlich gelungen. Ich meine, es soll dem Land
von großem Nutzen sein!" Mit diesen Worten reichte er ihnen eine Mulde voll feinen,
schönblauen Staubmehls hin. Die Bergherren staunten und begehrten zu wissen,
wie und woraus er solch schöne blaue Farbe bereitet habe.
Schürer zeigte ihnen alles willig und reinigte sich so von dem Verdacht,
daß er ein Schwarzkünstler sei.
Dies machte den Bergmeister so große Freude, daß er versprach,
alles zu tun, um Schürers Unschuld gegenüüber den wider ihn erhobenen
Anklagen zu erweisen. Dies gelang auch dem wackeren Manne bald, und Christoph Schürer
erhielt nun seine Freiheit wieder. Durch die Erfindung der blauen Farbe,
die man anfangs nur Blaues Wunder, später aber Schmalte nannte, gelangte er zu
großen Ehren, und als das Bergfest gekommen war, wurde er des Hüttenmeisters glücklicher Eidam.
(Quelle: Die Silberne Rose - Europäische Bergmannssagen
von Blechschmidt, Leipzig 1984, Sagenbuch des Erzgebirges von Köhler, Schwarzenberg 1886)
Das steinerne Herz im Schwarzwasser Schwarzenberg, Erzgebirge
Im Schwarzwassertale lag einst eine Zeche, Trau auf Gott genannt. Als ihr Besitzer seinen
Knappen versprach, daß derjenige die Hälfte der Ausbeute erhalten solle,
der zuerst eine reiche Silberader finden und anhauen werde, da regten sich mit
verdoppeltem Eifer die Hände der fleißigen Knappen. Aber manche Schicht wurde
verfahren, und es zeigte sich doch nur immer taubes Gestein, so daß allmählich
die Bergleute die Lust verloren. Schließlich war es nur noch ein einziger,
der in der Grube arbeitete. Der aber gönnte sich keine Ruhe, er schürfte selbst
in den Nachtstunden.
Da geschah es einaml um Mitternacht, als er bekümmerten Herzens in der Grube war,
daß ihm der Berggeist im hellen Lichte erschien und ihm einen reichen Gang zeigte.
Freudig überbrachte er die Botschaft seinem Herren.
Beide stiegen darauf in den Schacht hinab, wo ihnen das Silbererz entgegenleuchtete.
Als aber der Knappe ihn an sein Versprechen erinnerte und ihm vorstellte,
daß nun die Not seiner Familie ein Ende habe, da schwieg der Herr.
Er überdachte, wieviel er von dem Reichtum verschenken müsse, wenn er sein
Versprechen einlöste. Die Habsucht machte ihn rücksichtslos und hartherzig,
und er beschloß, seinem Mahner aus dem Weg zu schaffen.
Das mußte gleich geschehen, ehe der Knappe seiner Familie von dem Fund erzählte.
Unten im Schacht, wo kein Mensch Zeuge war, erwürgte der Herr den treuen,
von seiner unermüdlichen Arbeit fast erschöpften Bergknappen.
Die Grube Trau auf Gott aber blieb von Stund an verlassen, denn der berggeist nahm wieder,
was er so reichlich geschenkt hatte.
Der Grubenherr fand die verdiente Strafe, denn er verfiel dem Teufel.
Sein von Reue gequältes Herz jedoch wuchs zum riesengroßen Steine,
der lange Zeit als "steinernes Herz" in den Fluten des Schwarzwassers lag,
bis er vor wenigen Jahren bei Uferbauten des Gebirgsbaches zerschlagen wurde.
(Quelle: Die Silberne Rose - Europäische Bergmannssagen
von Blechschmidt, Leipzig 1984, Wunder- und Schatzsagen aus dem Westerzgebirge, Schwarzenberg 1933)
Bergamt
bergbauliche Dienststelle für das Bergrevier,
steht unter Leitung eines Bergmeisters
Bergmeister
vom Realherrn durch Vorschlag der Bergbeamten,
Gewerken und der Knappschaft ernannter und
vereidigter Leiter eines Bergreviers und seiner Knappschaft
Binge
siehe Pinge
Eisen
ein mit Steil versehener Spitzkeil, der zum Zersprengen des Gesteins verwendet wird
Fahrt
bergmännische Bezeichnung für Leiter
First
Decke eines Grubenbaus
Fron
im Mittelalter Gerichtsbote und Vollstreckungsbeamter
Fundgrube
Grube, in der ein Erzgang aufgefunden wird
Gangart
Erzart
Ganggesteine
alle in Gang- oder Spaltenform vorkommenden Magmagesteine
Gewerke
Bezeichnung für den Inhaber von Kuxen eines Bergwerks;
bauende Gewerken sind solche, die ihre Pflichten gegenüber der
Gewerkschaft erfüllen, entweder selbst arbeiten oder Zubuße zur Betreibung des Bergwerks leisten
Gewerkschaft
Gesamtheit der Inhaber von Kuxen eines Bergwerks
Gezäh
Werkzeuge der Bergleute
Haspel
Fördervorrichtung über dem Schacht, meist eine waagerechte,
durch einen Bock getragene Welle, dem rundbaum, der durch Haspler oder Haspelknechte bewegt wird
Häuer, Hauer
Bergmann, der vor Ort arbeitet
Hunt
rechteckiger Kastenwagen zur Förderung in Strecken und Stollen
Huthaus
Gebäude zur Aufbewahrung von Gezähe, zur Arbeitsvor- und nachbereitung,
zum Aufenthalt der Bergleute
Hutmann
Obersteiger oder auch der Grubenangestellte, der das Gezäh beaufsichtigt, verwaltet und ausgibt (Hausmann des Huthauses)
Knappe
Bergmann, Bergknappe
Knappschaft
Genossenschaft aller Bergleute eines Grubenreviers;
ursprünglich gehörte ihr nur der vor Ort Arbeitende an,
später umfaßte sie die Gesamtheit der im Bergwerk Beschäftigten;
im Erzgebirge war die Knappschaft zu katholischen Zeiten zugleich eine
religiöse Bruderschaft
Knecht
ungelernter Arbeiter im Bergbau oder in bergbaulichen Betrieben
Kux
Besitzanteil an einem Bergwerk oder einer Hütte;
Berechnungseinheit ist der 128. Teil
Metten
eigentlich Frühandacht, später Bezeichnung für die letzte Schicht im Bergbau vor dem 24. Dezember, gefeiert auch im Huthaus
Mundloch
Eingang eines Stollens, einer Strecke vom Tage her
Partierer
Fälacher, Hehler
Pinge
durch Tagebau oder Einbruch entstandene kesselförmige Vertiefung der erdoberfläche
Pochwerk
bergmännischer Betrieb, der dem Erz durch Stempel mit Wasserantrieb
für die weitere Verhüttung kleingepocht wurde
Quartal
auch Bergquartal, der viermal im Jahr stattfindende Tag der Rechnungslegung:
Fastnacht, Crucius, Michaelis, Luciä
Schicht machen
die bergarbeit beenden, Feierabend machen
Schichtmeister
Geschäftsführer der Gewerkschaft
Schlägel
Fäustel zum Eintreiben des (Berg)eisens
Schmalte
eine aus Kobalt gewonnene blaue Farbe, Kobaltblau
Schürfen
Wegschaffen der rasen- und Dammerde, um zu den Lagerstätten zu gelangen
Steiger
Aufsichtsführender über die Bergleute und den Bergbau eines bestimmten Bereiches
Stollen
am Tag mündender Grubenbau
Stufe
Stück eines bestimmten Erzes oder Gesteins
Teufe
Tiefe
Treibeschacht
Schacht, in dem gefördert wird
Unschlitt
Talg, festes Fett, wurde früher zum Speisen der Grubenlampe verwendet
Wetter
Luft, Bewetterung = Belüftung im Grubenbau
Zechenstube
Raum im Huthaus, in dem sich die Berleute vor dem Einfahren oder
nach dem Ausfahren treffen
Zimmerung
hölzernes Stützerk in den Gruben
Zscherper
kurzes, starkklingiges Messer
Zubuße
Beitrag eines Gewerke zu den Unkosten einer Grube